- Der EU Artificial Intelligence Act
- Amazons Richtlinien zu KI-Inhalten auf dem Marktplatz
- Checkliste: 7 Sofortmaßnahmen für einen rechtssicheren KI-Einsatz im Unternehmen
- Fazit
- FAQ
Mit dem Inkrafttreten des EU Artificial Intelligence Act (kurz EU AI Act) hat die Europäische Union einen einheitlichen, verbindlichen Rechtsrahmen für den Einsatz Künstlicher Intelligenz geschaffen. Ziel der Verordnung ist es, technologische Innovation zu fördern und gleichzeitig Sicherheit, Transparenz sowie den Schutz grundlegender Rechte im Zusammenhang mit KI-Systemen sicherzustellen. Der EU AI Act folgt einem risikobasierten Ansatz: Je höher das potenzielle Schadensrisiko eines KI-Systems, desto strenger die entsprechenden Anforderungen.
Amazon-Seller und -Vendoren, die KI-gestützte Tools zur Erstellung von Text- und Bildinhalten einsetzen, sind künftig an konkrete Vorgaben gebunden. Im Fokus stehen Transparenzanforderungen sowie der Nachweis ausreichender KI-Kompetenz.
Dieser Artikel vermittelt einen Überblick über die zentralen Vorgaben des EU AI Acts und beleuchtet die daraus resultierenden Pflichten für Amazon Händler und Hersteller. Erfahren Sie, welche Anforderungen auf Ihr Unternehmen zukommen und wie Sie sich rechtssicher darauf vorbereiten können.
Rechtsanwalt Dennis Tölle von der auf Urheber- und Medienrecht spezialisierten Kanzlei TWW LAW gibt Amazon Vendoren und Sellern wertvolle Tipps für einen sicheren Umgang mit dem EU AI Act.
Hinweis
Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und stellt keine Rechtsberatung dar. Trotz sorgfältiger Recherche übernehmen Autoren und Herausgeber keine Gewähr für die Richtigkeit oder Aktualität der Inhalte. Bei rechtlichen Fragen zur Nutzung von KI-generierten Inhalten oder zur Amazon-konformen Umsetzung empfiehlt sich eine individuelle Beratung durch eine spezialisierte Kanzlei.
EU AI Act 2025: Pflichten für Amazon Händler erklärt
Der EU Artificial Intelligence Act
Der am 1. August 2024 in Kraft getretene EU AI Act schafft erstmals EU-weit verbindliche Regeln für den Einsatz Künstlicher Intelligenz. Die konkreten Pflichten werden schrittweise eingeführt, abhängig von der Risikokategorie. Je höher das Risiko, desto strenger die Auflagen:
- Inakzeptables Risiko: Verbote für KI-Systeme, die eine Bedrohung für Sicherheit oder Grundrechte darstellen (z.B. Social Scoring).
- Hohes Risiko: Erlaubnis von KI-Systemen mit erheblichem Schadenspotenzial (z.B. in Medizin, Personalentscheidungen oder Kreditvergabe) unter strengen Vorlagen, einschließlich umfassender Dokumentations- und Transparenzpflichten.
- Begrenztes Risiko: Spezifische Transparenzanforderungen für die meisten generativen KI-Tools (z.B. Chatbots wie ChatGPT und Bildgeneratoren wie Midjourney), um Nutzer über den KI-Einsatz zu informieren.
- Minimales Risiko: Keine besonderen regulatorischen Anforderungen für unbedenkliche KI-Tools wie Spam-Filter.
Mit dem Compliance-Checker können Anbieter und Betreiber von KI-Systemen schnell ermitteln, ob sie vom EU AI Act betroffen sind und welche Pflichten sowie Fristen sich daraus ergeben.
Diese Timeline bietet einen Überblick über die schrittweise Umsetzung der Regelungen des EU AI Acts:
- 01. August 2024: Der EU AI Act tritt in Kraft.
- 02. Februar 2025: Beginn der Anwendung erster Vorschriften, darunter:
- Verbot bestimmter KI-Praktiken mit inakzeptablem Risiko;
- Pflicht zur Förderung der KI-Kompetenz gemäß Artikel 4 für Anbieter und Betreiber von KI-Systemen.
- 02. August 2025: Anwendung der Sanktionsvorschriften gemäß Artikel 99.
- 02. August 2026: Anwendung der Transparenzpflichten gemäß Artikel 50 für KI-Systeme mit begrenztem Risiko, einschließlich generativer KI-Tools.
Amazon Seller und Vendoren setzen zunehmend KI-Tools zur Text- und Bildgenerierung ein. Diese generativen Anwendungen gelten in der Regel als "begrenztes Risiko". Für sie gelten zwei Hauptpflichten:
- Transparenz (Art. 50): Maschinenlesbare Kennzeichnung ab 02. August 2026
- Kompetenz (Art. 4): Nachweisbare Schulungen ab 02. Februar 2025
Transparenzpflichten für KI-Inhalte ab 2026: Was gilt für Händler und Hersteller?
Ab dem 02. August 2026 verpflichtet Artikel 50 des AI Acts Anbieter (Provider) und Betreiber (Deployers) bestimmter KI-Systeme zu klaren Transparenzangaben. Anbieter (wie z.B. OpenAI) müssen KI-generierte Inhalte maschinenlesbar kennzeichnen, Betreiber dürfen diese Markierung nicht entfernen und haben unter bestimmten Voraussetzungen sichtbare Hinweise wie "KI-generiert" zu ergänzen. So bleibt der künstliche Ursprung der Inhalte für Menschen und Maschinen eindeutig erkennbar. Ziel ist es, Täuschungen zu vermeiden und den Nutzern die Möglichkeit zu geben, den Ursprung der Inhalte klar zu erkennen.
Definitionen gem. Artikel 3 des EU AI Acts:
- Anbieter: eine natürliche oder juristische Person, Behörde, Einrichtung oder sonstige Stelle, die ein KI-System oder ein KI-Modell mit allgemeinem Verwendungszweck entwickelt oder entwickeln lässt und es unter ihrem eigenen Namen oder ihrer Handelsmarke in Verkehr bringt oder das KI-System unter ihrem eigenen Namen oder ihrer Handelsmarke in Betrieb nimmt, sei es entgeltlich oder unentgeltlich;
- Betreiber: eine natürliche oder juristische Person, Behörde, Einrichtung oder sonstige Stelle, die ein KI-System in eigener Verantwortung verwendet, es sei denn, das KI-System wird im Rahmen einer persönlichen und nicht beruflichen Tätigkeit verwendet.
Amazon Vendoren und Seller, die Künstliche Intelligenz für die Erstellung von Text- und Bild-Inhalten (z.B. mittels ChatGPT) verwenden, gelten demnach als Betreiber von KI.
Laut Erwägungsgrund 133 werden folgende Anforderungen an technische Verfahren zur Kennzeichnung und Rückverfolgbarkeit von KI-Inhalten gestellt:

Die Transparenzpflicht betrifft auch Amazon Seller und Vendoren, die KI-Technologien in ihrem Arbeitsalltag einsetzen. Grundsätzlich greift Artikel 50 des EU AI Acts in fünf Szenarien:
- Interaktive KI, z.B. Chatbots, die menschlich wirken
- Synthetische Audio-, Bild- oder Videoinhalte, die für echt gehalten werden können
- Emotionserkennung / biometrische Kategorisierung
- Deepfakes mit Täuschungspotenzial
- Texte zur öffentlichen Meinungsbildung
Definition Deepfake
Der EU AI Act definiert einen Deepfake wie folgt: "(...) einen durch KI erzeugten oder manipulierten Bild-, Ton- oder Videoinhalt, der wirklichen Personen, Gegenständen, Orten, Einrichtungen oder Ereignissen ähnelt und einer Person fälschlicherweise als echt oder wahrheitsgemäß erscheinen würde."
Die folgende Darstellung von RTR veranschaulicht die Informations-, Offenlegungs- und Kennzeichnungspflichten, die KI-Systeme mit begrenztem Risiko zur Folge haben:

Die Transparenzpflicht betrifft somit zwei Gruppen:
- KI-Anbieter (z.B. Entwickler wie OpenAI oder Midjourney): Sie müssen ihre generativen KI-Modelle so gestalten, dass deren Ausgaben klar als künstlich erkennbar sind, etwa durch unsichtbare Wasserzeichen oder Metadaten.
- Gewerbliche KI-Nutzer (z.B. Händler und Hersteller, die KI im Marketing einsetzen): Sie dürfen die von Anbietern gesetzten Marker nicht entfernen und müssen – je nach Szenario – ggf. einen sichtbaren Hinweis ergänzen.
Artikel 50 Abs. 2 verpflichtet Anbieter generativer KI-Modelle, jede synthetische Audio-, Bild-, Video- oder Textausgabe maschinenlesbar zu kennzeichnen, etwa durch unsichtbare Wasserzeichen oder Metadaten. Die Pflicht entfällt nur, wenn das System als reine Redaktionshilfe dient und die eingegebenen Inhalte in ihrer Semantik nicht wesentlich verändert.
Wenn Sie als Amazon Händler oder Hersteller KI-Tools wie ChatGPT nutzen, um Produkttitel, -beschreibungen oder einfache Produktbilder zu erstellen, fallen Sie im Regelfall nicht unter Artikel 50 – solange:
- Die Inhalte nicht täuschend oder manipulierend sind.
- Sie kein synthetisches Bild erzeugen, das wie ein echtes Produktfoto wirkt, obwohl das Produkt nicht so aussieht.
- Sie keine Aussagen treffen, die falsche Erwartungen erwecken, weil sie KI-generiert sind und das Produkt nicht korrekt darstellen.
Amazon Händler und Hersteller sollten bei allen täuschend echt wirkenden, KI-generierten Produktbildern und Renderings eine eindeutige Kennzeichnung vornehmen, um regulatorische und rechtliche Risiken zu vermeiden. Hinsichtlich textbasierter Inhalte weist Rechtsanwalt Tölle zukünftig auf eine potenzielle Ausnahmekonstellation hin: "Bei rein informativen Inhalten wie Produkttexten könnte(!) es mit zunehmender digitaler Kompetenz der Nutzer und wachsendem Verständnis für KI-Systeme dazu kommen, dass die maschinelle Herkunft solcher Inhalte als offensichtlich wahrgenommen wird. In solchen Fällen kann die Verpflichtung zur Kennzeichnung entfallen, weil die Voraussetzungen des Artikels 50 nicht mehr erfüllt sind."
Für Amazon Händler und Hersteller bedeutet Artikel 50 konkret:
- Kennzeichnungspflicht prüfen: Ein synthetisches Bild oder Video, das "fälschlich authentisch wirken kann", verlangt einen für Verbraucher klar sichtbaren Hinweis – z. B. "KI-generiert".
- Marker bewahren: Anbieter müssen jede KI-Ausgabe maschinenlesbar markieren; Betreiber dürfen diese Kennzeichnung nicht löschen.
- Dokumentation: Rechtsanwalt Tölle empfiehlt, den Verlauf der verwendeten KI-Tools und Prompts zu dokumentieren, um bei Bedarf die Entstehung der Inhalte nachzuvollziehen.
- Redaktionelle Prüfung: Übernehmen Menschen die finale Verantwortung für KI-Texte, sinkt das Risiko falscher oder täuschender Angaben.
- Transparenz gegenüber Plattformen und Behörden: Auf Anfrage sollten Betreiber offenlegen können, welche KI-Tools sie einsetzen, um Transparenz und Regelkonformität sicherzustellen.
- Bußgeldrisiko: Fehlende Hinweise oder gelöschte Marker können zu hohen Strafen führen (mehr dazu weiter unten im Artikel).
Amazon Händler und Hersteller müssen prüfen, welche generativen Inhalte täuschend echt wirken. Sind diese gekennzeichnet und bleiben Wasserzeichen intakt, erfüllen Seller/Vendoren die Transparenzpflichten des EU-AI-Acts.
Kompetenzverpflichtungen für KI-Nutzer
Seit dem 02. Februar 2025 verpflichtet Artikel 4 des EU AI Acts alle Anbieter und Betreiber von KI-Systemen, nachzuweisen, dass jede Person, die das System bedient, über ausreichende KI-Kenntnisse, Fähigkeiten und Risikobewusstsein verfügt. Die Pflicht gilt unabhängig von der Risikoklasse und betrifft daher auch Amazon Vendoren und Seller, die KI-Tools zur Generierung von Produktinhalten nutzen.
Eine aktuelle Studie von Stifterverband und McKinsey bestätigt: Während die Mehrheit der deutschen Unternehmen das Potenzial von KI erkannt hat, fehlt es in der Praxis häufig an der Umsetzung – insbesondere mangelt es an anwendungsorientierten Kompetenzen in den Bereichen Prompting, Automatisierung, datengetriebene Entscheidungen und ethischer Bewertung.
"Auch wenn keine formale Schulung vorgeschrieben ist, sollten grundlegende Kenntnisse intern vermittelt und dokumentiert werden. Das gilt unabhängig von Unternehmensgröße oder Nutzungshäufigkeit – denn die Verantwortung für rechtssicheren KI-Einsatz trifft jeden, der KI geschäftlich nutzt.", erklärt Rechtsanwalt Tölle.
Die Verantwortung liegt bei den Unternehmen, die Umsetzung dieser Maßnahmen zu dokumentieren und bei Bedarf nachzuweisen. Im EU AI Act heißt es dazu:

Die Einhaltung des EU AI Acts kontrollieren nationale Aufsichtsbehörden. In Deutschland wurde 2024 die Bundesnetzagentur als zentrale KI-Aufsichtsbehörde benannt, die stichprobenartig prüfen kann. Dazu erklärt Rechtsanwalt Tölle:
"Es ist also nicht so, dass die Bundesnetzagentur jeglichen Einsatz von künstlicher Intelligenz kontrollieren soll oder wird. Denkbar ist allerdings eine stichprobenartige Prüfung im Rahmen von Marktaufsichtsverfahren oder nach Beschwerden. In jedem Fall empfiehlt sich eine "Best-Practice"-Herangehensweise, d. h., interne Schulungsmaßnahmen zu dokumentieren und einfache Richtlinien zur KI-Nutzung aufzustellen."
Das "Living Repository of AI Literacy Practices" kann laut der Europäischen Kommission als hilfreiche Inspirationsquelle für Schulungspraktiken dienen.
Erleichterungen für KMU
Der EU AI Act zielt darauf ab, Kleinstunternehmen sowie kleine und mittlere Unternehmen (KMU) mit seinen Anforderungen nicht zu überlasten. Daher sind innerhalb des Gesetzes mehrere Erleichterungen vorgesehen.
Nach EU-Recht gelten folgende Unternehmen als KMU:
- Mittlere Unternehmen: weniger als 250 Beschäftigte, weniger als 50 Mio. Euro Jahresumsatz
- Kleine Unternehmen: weniger als 50 Beschäftigte, weniger als 10 Mio. Euro Jahresumsatz
- Kleinstunternehmen: weniger als 10 Beschäftigte, weniger als 2 Mio. Euro Jahresumsatz
Folgende Sonderregelungen gelten für KMU:
- Priorisierter Zugang zu regulatorischen Sandkästen: KMU dürfen KI-Anwendungen in einem geschützten Rahmen testen – kostenlos, unter realen Bedingungen und ohne Risiko unmittelbarer Sanktionen. Das betrifft z. B. KI-gestützte Bilderstellung, automatisierte Textgenerierung oder Chatbots.
- Geringere Kosten und Gebühren: Konformitätsbewertungen und mögliche Bußgelder werden für KMU verhältnismäßig angesetzt.
- Vereinfachte Dokumentationspflichten: KMU erhalten spezielle Formulare zur technischen Dokumentation, die weniger aufwändig sind. Für rein informative Anwendungen wie Produkttexte wird die Anforderung zur Transparenzkennzeichnung tendenziell geringer bewertet – insbesondere, wenn die maschinelle Herkunft als erkennbar gilt.
- Zugeschnittene Schulungen & Kommunikation: Es werden gezielt Informationsangebote und Beratungskanäle für KMU bereitgestellt, um die Umsetzung in der Praxis zu erleichtern.
- Verhältnismäßige Anforderungen an GPAI-Modelle: Für KI-Modelle mit allgemeinem Verwendungszweck (z. B. GPT-3.5), die von KMU genutzt werden, gelten abgeschwächte Verpflichtungen im Vergleich zu Modellen mit systemischem Risiko.
Der AI Act erkennt die besonderen Bedürfnisse von KMU an und schafft praxisorientierte Ausnahmen, vereinfachte Verfahren und finanzielle Entlastungen. Auch Amazon Händler und Hersteller können von niedrigeren rechtlichen Schwellenwerten bei der Nutzung generativer KI profitieren. Durch vereinfachte Dokumentations- und Transparenzanforderungen, wird der Einstieg in KI-basierte Prozesse deutlich erleichtert. Weitere Details finden Sie in den Sonderregelungen für KMU im Rahmen des EU AI Acts.
Strafen bei Nichteinhaltung des EU AI Acts
Artikel 99 des EU AI Acts befasst sich mit den Sanktionen, die ab dem 02. August 2025 in Kraft treten. Diese sehen ein gestaffeltes Bußgeldsystem vor, das – ähnlich wie bei der DSGVO – an den weltweiten Jahresumsatz des Unternehmens gekoppelt ist:

Die Aufsichtsbehörden setzen den konkreten Betrag nach Schweregrad, Vorsatz, Wiederholungstätern und kooperativem Verhalten fest. Für kleine und mittlere Unternehmen gelten verhältnismäßige Reduktionen. Neben Geldbußen dürfen Behörden KI-Systeme vom Markt nehmen, Änderungen anordnen oder Produkte zurückrufen lassen, falls eine ernsthafte Gefahr besteht.
Vor- und Nachteile des EU AI Acts für Amazon Vendoren und Seller
Der EU AI Act fördert einen verantwortungsvollen KI-Einsatz. Dabei ergeben sich für Amazon Vendoren und Seller nicht nur Chancen, sondern auch einige Herausforderungen. Die folgende Übersicht zeigt, wo der Einsatz künstlicher Intelligenz Potenziale eröffnet und wo zusätzliche Pflichten anfallen.
Vorteile
- Stärkt Kundenvertrauen: Klare Transparenzpflichten schaffen Vertrauen.
- Effizienz und Skalierbarkeit: Die automatisierte Content-Erstellung bleibt weiterhin möglich, nur eben gesetzeskonform.
- KI-Kompetenzaufbau: Schulungspflichten fördern das KI-Verständnis im Unternehmen und steigern die Wirksamkeit KI-gestützter Prozesse.
- Wettbewerbsvorteil durch frühe Adaption: Unternehmen, die früh Kennzeichnungs- und Prüfprozesse etablieren, können sich als Vorreiter im verantwortungsvollen Umgang mit KI positionieren.
Nachteile
- Compliance-Kosten: Neue Anforderungen wie Qualitätssicherung, Kennzeichnungspflichten und Mitarbeiterschulungen führen zu höheren operativen Kosten.
- Administrativer Mehraufwand: Manuelle Prüfungen, Nachweisdokumentationen und organisatorische Anpassungen binden personelle Ressourcen.
- Marketing-Einschränkungen: Sichtbare Hinweise können die Ästhetik beeinträchtigen.
- Mögliche Geldstrafen: Nichtbeachtung der Vorgaben kann zu empfindlichen Geldstrafen führen.
Der EU AI Act schafft Klarheit und Standards im Umgang mit KI – das kann sowohl das Vertrauen der Kunden stärken als auch die Qualität der Inhalte verbessern. Amazon Vendoren und Seller müssen jedoch die Prozesse für Prüfung und Kennzeichnung effizient integrieren. Wer die anfänglichen Kosten und den administrativen Mehraufwand meistert, kann KI weiterhin skalieren und dadurch einen Vorsprung vor weniger vorbereiteten Wettbewerbern erzielen.
Amazons Verpflichtungen laut EU AI Act
Nutzt Amazon eigene generative Modelle, wird der Konzern selbst zum Anbieter und muss Art. 50 erfüllen. Daher muss Amazon seine KI-gestützten Tools regelmäßig prüfen und bei Bedarf anpassen, um gesetzeskonform zu bleiben.
Für Händler und Hersteller bedeutet das, dass Amazon als Plattform in Zukunft bestimmte Vorgaben implementieren könnte, um die Konformität zu gewährleisten – etwa Eingabefelder zur Deklaration "KI-generierter Inhalt" bereitstellen oder automatisierte Prüfungen von Bildern auf KI-Generierung.
Amazons Richtlinien zu KI-Inhalten auf dem Marktplatz
Amazons Style‑ und Produktbildrichtlinien enthalten keine eindeutige Vorgabe zur Zulässigkeit KI-generierter Inhalte (Stand Juni 2025). Da Amazon jedoch eigene KI-Tools zur Verfügung stellt und deren Einsatz grundsätzlich fördert, ist davon auszugehen, dass durch KI erzeugte Bilder und Texte grundsätzlich auf der Plattform akzeptiert werden.
Amazon selbst betont, dass der Einsatz KI-gestützter Tools den Arbeitsaufwand für Verkäufer deutlich reduziert:

Wichtig ist, dass Bildinhalte den offiziellen Amazon-Richtlinien entsprechen. Das Hauptbild eines Listings muss das reale Produkt in seiner tatsächlichen Form zeigen; Renderings, abstrakte Illustrationen oder symbolhafte Darstellungen sind untersagt. KI-generierte Bilder dürfen ausschließlich dann verwendet werden, wenn sie optisch einem realen Foto entsprechen und keine irreführenden Inhalte wie nicht enthaltenes Zubehör, unrealistische Hintergründe oder verfremdende Inszenierungen zeigen. Entscheidend ist: Das Bild muss das echte, verkaufte Produkt akkurat repräsentieren.
Auch für Produkttexte gilt: Der Ursprung des Textes (ob KI oder manuell verfasst) ist für Amazon nach jetzigem Stand unerheblich. Maßgeblich ist, dass die Texte den Amazon-Richtlinien entsprechen.
Sie möchten auch Produktbilder mithilfe von KI bearbeiten?
Praktische Tipps und Prompts dazu finden Sie in unserem Amazon Prompts Guide.
Amazons KI-Tools für Seller und Vendoren
In den letzten Jahren hat Amazon selbst mehrere KI-gestützte Tools eingeführt, mit denen Verkäufer Produktbeschreibungen, Bilder und Videos erstellen und optimieren können.
Ein Beispiel ist das Tool "Enhance My Listing", das Verkäufern hilft, Produktbeschreibungen zu verbessern und fehlende Informationen automatisch zu ergänzen. Laut Amazon greifen inzwischen mehr als 400.000 Seller weltweit auf den generativen Assistenten zurück, um Titel, Bullet-Points und Attribute automatisiert zu optimieren - ein deutlicher Beweis, dass KI-Content auf der Plattform ausdrücklich gefördert wird. Verkäufer können diese Vorschläge überprüfen, anpassen oder ablehnen, bevor sie in ihre Produktlistings aufgenommen werden.
Mit dem "AI Image Generator" lassen sich hochwertige Produkt- und Lifestyle-Bilder erzeugen, die den Amazon-Vorgaben entsprechen. Mit diesem Tool können Verkäufer Lifestyle-Bilder generieren, die ihre Produkte in realistischen Szenarien darstellen.
Darüber hinaus bietet Amazon einen "Video Generator" an, der aus einem einzigen Produktbild kurze, ansprechende Videos erstellt. Diese Videos können in Sponsored Brands-Kampagnen verwendet werden und helfen, die Produktgeschichte auf eine visuell ansprechende Weise zu erzählen. Aktuell ist das Tool jedoch nur in den USA verfügbar. Welche weiteren Tools (noch) exklusiv in den USA verfügbar sind, lesen Sie in unserem Vergleich Amazon USA vs. Amazon Deutschland.
Auch bei der Nutzung von Amazons eigenen KI-Tools sind Verkäufer verpflichtet, sicherzustellen, dass alle Inhalte den Amazon-Richtlinien entsprechen und keine Urheberrechte verletzen. Vertiefende Informationen zu generativer KI auf dem Marktplatz finden Sie in unserem Artikel über Amazon AI-Tools.
Gibt es regulatorische Unterschiede für Seller und Vendoren?
Sowohl Amazon Seller als auch Vendoren setzen KI-Tools im geschäftlichen Kontext ein. Ihre Rollen auf dem Marktplatz unterscheiden sich jedoch grundlegend.
Seller vertreiben Produkte unter eigenem Namen direkt auf Amazon und gelten gemäß des AI Acts als Betreiber von KI-Systemen. Das bedeutet: Setzen sie KI-gestützte Anwendungen zur Inhaltserstellung ein, tragen sie selbst die Verantwortung für die Einhaltung gesetzlicher Vorgaben – etwa hinsichtlich Transparenz, Risikomanagement oder Dokumentationspflichten.
Vendoren hingegen verkaufen an Amazon, das die Produkte in eigener Verantwortung vermarktet. Daraus ließe sich auf den ersten Blick schließen, dass Amazon die regulatorische Verantwortung trägt. Diese Annahme greift jedoch zu kurz: Auch Vendoren können als Betreiber im Sinne des EU AI Acts gelten – nämlich dann, wenn sie eigenständig KI-Systeme zur Erstellung und Weitergabe von Inhalten wie Produktbildern oder -texten nutzen. "Die regulatorischen Pflichten treffen somit nicht nur die öffentlich auftretenden Seller, sondern auch Vendoren, soweit sie selbst KI-basierte Inhalte generieren und im Rahmen ihrer geschäftlichen Tätigkeit weitergeben." erklärt Rechtsanwalt Tölle.
Die rechtliche Systematik des EU AI Acts knüpft nicht an das Geschäftsmodell, sondern allein an die tatsächliche Nutzung und Kontrolle über das jeweilige KI-System an. Etwaige Unterschiede in der Plattformpraxis – etwa strengere Nachweispflichten für Vendoren – ergeben sich somit nicht aus gesetzlichen Vorgaben, sondern aus spezifischen Compliance-Strategien von Amazon.
Checkliste: 7 Sofortmaßnahmen für einen rechtssicheren KI-Einsatz im Unternehmen
Der EU AI Act legt klare Vorgaben fest, die für einen rechtssicheren Einsatz von KI entscheidend sind. Folgende Maßnahmen empfehlen wir, um als Amazon Händler oder Hersteller rechtliche Risiken im Umgang mit KI-Tools zu minimieren:
Listen Sie sämtliche KI-Anwendungen in Ihrem Amazon‑Business (Bild‑ und Texterstellung, Analyse u. a.).
Definieren Sie verbindlich, welche Inhalte KI erzeugen darf, wer für die Freigabe verantwortlich ist und schulen Sie Ihr Team.
Legen Sie fest, wie Sie KI‑Content kennzeichnen.
Implementieren Sie einen Freigabeprozess, bei dem KI-generierte Inhalte immer durch einen Mitarbeiter überprüft werden. Textinhalte sollten redigiert und auf faktische Richtigkeit geprüft werden. KI-generierte Bilder sollten mit dem realen Produkt abgeglichen werden.
Prüfen Sie kommerzielle Nutzungsrechte und Trainingsdaten. Achten Sie darauf, keine geschützten Marken oder Texte unbeabsichtigt zu übernehmen. Lesen Sie zu diesem Thema auch unseren Artikel 'Künstliche Intelligenz & Urheberrecht'.
Verfolgen Sie neue Vorgaben und passen Sie Ihre Listings umgehend an.
Behalten Sie Fristen des EU AI Acts und nationale Ergänzungen im Blick. Auskunft über die neuesten Entwicklungen finden Sie auf der Website der Europäischen Kommission. Ziehen Sie bei Unsicherheiten juristischen Rat hinzu.
Fazit
Der EU AI Act bringt ab 2025/26 neue verbindliche Regeln für den Einsatz Künstlicher Intelligenz – auch für Amazon-Seller und -Vendoren. Im Mittelpunkt stehen Transparenzpflichten für KI-generierte Inhalte (Art. 50) sowie die Pflicht zu ausreichender KI-Kompetenz (Art. 4).
Wer KI für Produktbilder, Titel oder Texte nutzt, muss daher künftig regelkonform vorgehen – etwa durch interne Richtlinien, klare Kennzeichnung, menschliche Qualitätssicherung und regelmäßige Schulungen. Für kleine und mittlere Händler gelten zwar vereinfachte Vorgaben, Unwissenheit schützt jedoch nicht vor Sanktionen.
Die Regulierung ist dynamisch: Delegierte Rechtsakte, Leitlinien und nationale Umsetzungsschritte werden bis 2026 weiter präzisiert. Amazon Vendoren und Seller sollten deshalb die Entwicklungen rund um den EU AI Act laufend verfolgen, interne Prozesse flexibel halten und bei Unsicherheiten frühzeitig juristischen Rat einholen. Der EU AI Act zwingt zum verantwortungsvollen Umgang mit KI und bietet zugleich die Chance, sich als transparentes und zukunftsorientiertes Unternehmen zu positionieren. Wer frühzeitig die nötigen Strukturen schafft, profitiert langfristig und bleibt rechtlich auf der sicheren Seite. Amazon Händler und Hersteller sollten den EU AI Act daher nicht als Bürde, sondern als Chance sehen, Prozesse zu professionalisieren und Vertrauen bei Kunden aufzubauen.
FAQ
Was ist der EU Artificial Intelligence Act (EU AI Act)?
Der EU AI Act ist ein Gesetz der Europäischen Union, das verbindliche Regeln für den Einsatz von Künstlicher Intelligenz festlegt. Es regelt den Einsatz von KI-Systemen und deren Ergebnissen.
Was bedeutet der EU AI Act für Amazon Händler und Hersteller?
Seit Februar 2025 müssen Unternehmen sicherstellen, dass ihr Personal im Umgang mit KI-Systemen geschult ist (Art. 4 AI Act). Ab August 2026 wird mit Artikel 50 des EU AI Acts eine Transparenzpflicht für KI-Inhalte eingeführt. Amazon Händler und Hersteller, die KI für die Erstellung von Produkttexten und -bildern einsetzen, dürfen die von den Anbietern gesetzten Kennzeichnungen nicht entfernen und sind unter bestimmten Voraussetzungen verpflichtet, einen sichtbaren Hinweis hinzuzufügen.
Wie können Amazon Händler und Hersteller sicherstellen, dass sie rechtlich konform mit dem EU AI Act sind?
Händler und Hersteller sollten ihre KI-Tools inventarisieren, interne Richtlinien erstellen, die Kennzeichnung von KI-Inhalten überwachen, menschliche Kontrolle einführen und die Entwicklungen rund um den EU AI Act kontinuierlich verfolgen.
Muss ich KI-Inhalte auf Amazon kennzeichnen?
Aktuell (Stand Q1/2025) besteht keine verpflichtende Kennzeichnungspflicht für KI-generierte Inhalte auf Amazon. Ab August 2026 greift jedoch Artikel 50 des EU AI Acts: Dann müssen Anbieter von KI-Systemen dafür sorgen, dass Inhalte in Europa kenntlich gemacht werden.
Greift die Schulungspflicht des EU AI Acts auch bei gelegentlicher oder einfacher Nutzung von KI-Tools?
"Ja, die Pflicht zur Förderung von KI-Kompetenz gilt grundsätzlich auch bei gelegentlicher oder einfacher Nutzung von KI-Tools – etwa zur Erstellung von Produkttexten oder Bildern. Entscheidend ist, dass Händler in der Lage sind, die Funktionsweise, Risiken und Ergebnisse der genutzten KI-Systeme zu verstehen und verantwortungsvoll damit umzugehen." erklärt Rechtsanwalt Tölle.
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