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Trutz Fries

Handeln auf Amazon in Zeiten des Corona-Virus

28.03.2020 • von Trutz Fries

Das Coronavirus liegt derzeit nicht nur das öffentliche Leben, sondern auch diverse Wirtschaftsbereiche lahm. Betroffen ist insbesondere der stationäre Handel. Viele stationäre Geschäfte sind geschlossen. Im Online-Handel ist das Lager mindestens zweigeteilt.

Auf der einen Seite gibt es Händler, die stark profitieren. Dazu gehören unter anderem Händler die z.B. Produkte aus den folgenden Bereichen anbieten:

  • Fitness Geräte für den Heimbedarf (zum Beispiel Yogamatten)
  • Einrichtungsgegenstände bzw. Material für das Home-Office
  • Dinge des täglichen Bedarfs (Drogerie Artikel, Klopapier!, Haushaltsartikel, ...)
  • Lebensmittel
  • ...

Für einige Händler aus diesen Bereichen hat sich der Umsatz in den letzten Tagen oder Wochen vervielfacht. Das liegt unter anderem daran, dass viele Konsumenten derzeit die Zeit zu Hause verbringen und diese Zeit sinnvoll nutzen wollen oder ab jetzt von zu Hause arbeiten (müssen).

Diese Händler haben in der Regel ein Luxusproblem. Sie müssen mit der gestiegenen Nachfrage zurecht kommen. Insbesondere wenn diese Händler ihre Produkte im Eigenversand anbieten, bedeutet das nicht selten eine Herausforderung. Selbst ohne Coronavirus ist die Umstellung von 500 auf 3.000 Pakete am Tag eine echte Aufgabe. Aber gerade wenn Mitarbeiter ausfallen oder nicht wie gewohnt zusammenarbeiten können, wird es doppelt schwer.

Aber auch Amazon, macht es erfolgreichen Händlern gerade nicht leicht. Das betrifft zum Beispiel Händler, die aktuell Atemmasken anbieten. Diese Artikel werden häufig - teilweise auch zu Unrecht - gesperrt. Entsprechend singt der Umsatz augenblicklich auf null. Und auch Händler, die auf das Amazon FBA Programm setzen, haben es aktuell nicht leicht. Da selbst Amazon logistischen Herausforderungen besonderer Art gegenüber steht, hat Amazon die Anlieferung neuer Ware für Produkte, die derzeit nicht in die Kategorien "täglicher Bedarf" oder "Medizin" o.ä. gehören, gesperrt. Besonders betroffen sind also die Händler, die einen Großteil ihres Umsatzes über das Amazon Logistik Netzwerk abwickeln.

Können diese Händler nicht auf den Eigenversand ausweichen, haben diese praktisch keine Möglichkeit mehr, mehr als den noch bestehenden Lagerbestand zu verkaufen. Glücklich sind die Händler, die bereits aktiv Eigenversand betreiben oder mit einem Fulfillment Dienstleister zusammenarbeiten. Aber auch Fulfillment-Dienstleister haben es gerade nicht leicht, multiplizieren sich doch hier häufig die Probleme.

Aber auch im Eigenversand gibt es einige Herausforderungen, die gelöst werden müssen. So müssen z.T. in kurzer Zeit IT Systeme angepasst werden, damit die Bestellungen richtig übertragen werden. Voraussetzung ist natürlich auch, dass entsprechend schnell neue Angebote der gleichen Produkte mit der Versandart eigene Versand beziehungsweise FBM angelegt wurden.

Wie reagiert Amazon?

Es ist zu erwarten, dass viele Händler, die jetzt ihre Lösung im Eigenversand suchen, hier Fehler machen werden. Amazon stellt enge Anforderungen an Laufzeit und Zustellqualität. Und sie sind ja auch nicht allein für die Lieferkette verantwortlich. Auch Paketdienstleister kämpfen derzeit mit Personalausfällen und dem steigenden Volumen im Paket-Geschäft. Selbst wenn der Händler also alles richtig macht, kann es trotzdem sein, dass das Paket zu spät beim Kunden ankommt. Händler, die derzeit Eigenversand anbieten, sind also gut beraten Puffer für die Vorbereitungszeit und Zustellung einzubauen. Das hat jedoch den Nachteil, dass das Lieferversprechen, welches auf der Amazon Produktdetailseite gegeben wird, nicht gerade attraktiver wird. Der Kunde hätte sein Paket auch in Corona-Zeiten immer noch am liebsten morgen oder vielleicht übermorgen. Aber nicht erst in einer Woche.

Wir gehen davon aus, dass Amazon auch hier die Überwachung der Leistungskennzahlen lockern wird. Händler, die jetzt zum Beispiel aufgrund eines Fehlers von eines Paketdienstleisters ihr Lieferversprechen nicht einhalten, sollten aufgrund der Ausnahmesituation hierfür nicht bestraft werden. Aber das entscheidet letztlich Amazon selbst. Hier wurde in der Vergangenheit viel automatisiert. Amazon muss jetzt also sicherstellen, dass Automatismen, die in der Vergangenheit dafür gesorgt haben, dass Konten automatisch gesperrt wurden, außer Kraft gesetzt werden.

Viele Händler stehen vor dem Nichts

Fast ausweglos ist die Lage für diejenigen Händler, die in der aktuellen Zeit kein attraktives Sortiment mehr haben. Diese können nicht mal eben Yogamatten aus China besorgen oder auf den Vertrieb von Atemschutzmasken umsteigen. Diese Händler kämpfen mit deutlichen Umsatzeinbußen, die die Liquidität des Unternehmens stark gefährden. Die Lage ist dabei umso schlimmer, je größer der Händler ist. Entsprechend hoch sind die Fixkosten für Personal, Miete oder Lagerhaltung.

Viele Händler, die eben noch auf einem Wachstumskurs waren, haben auch keine hohen Rücklagen gebildet, um Umsatzausfälle abzufangen. Das Szenario, dass der Umsatz über Wochen ausfällt, war bislang unvorstellbar. Zudem wurden Gewinne häufig schnell reinvestiert, um weiteres Wachstum sicherzustellen.

Wie reagieren die Banken?

Diese Händler können jetzt also nur noch auf den Staat vertrauen. Die Hilfen für kleine Unternehmen oder Solo-Selbstständige dürfen hier jedoch kaum ausreichen. Letztlich brauchen diese Händler schnell eine signifikante Summe an Geld, um weiter liquide zu bleiben. Hier kommt den Banken also eine besondere Rolle zu. Nur sind diese in der aktuellen Situation auch nicht gerade in Spendierlaune. Auch die Banken werden - mit etwas Verzögerung - in den Strudel des Coronavirus hineingezogen, wenn größere Kunden ausfallen und laufende Kredite nicht bedient werden können. Zudem haben Onlinehändler in der Regel keine große Marge, so dass umfangreiche Kredite nur mit massiven Einschränkungen zurückgezahlt gezahlt werden können. Also selbst wenn Banken jetzt im großen Stil Gelder bereitstellen, können sich diese Kredite später zu einem Mühlstein entwickeln, der den Händler auf Dauer belasten wird.

Fazit

Es ist also leider davon auszugehen, dass es zu einer größeren Bereinigung im Online-Handel kommen wird. Hier haben einfach die jenigen Händler Glück die in der aktuellen Situation Produkte liefern können, die von den Kunden aktuell nachgefragt werden.

Bleiben Sie auf dem Laufenden mit dem Amazon Ticker auf REVOIC.

Weitere Einschätzungen finden Sie auch in diesem Amazon Corona Artikel.

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